Auszug aus einem Interview mit Ines Janeck aus Leipzig. Das Interview wurde am 14. Mai 2019 geführt.
Ich arbeite als Heilerziehungspflegerin bei der Diakonie im Bereich Behindertenhilfe. Wir sind wie eine große Familie. Aber es war nicht immer einfach, aufgrund meiner Hörbehinderung und der zwei Kinder einen Beruf zu finden, der auch Spaß macht. Früher hatte ich Jobs, wo ich gemobbt wurde oder sehr unzufrieden war. Gemobbt wurde ich aufgrund meiner Behinderung. Ich habe deshalb oft die Arbeitsstelle gewechselt.
Wir wissen nicht, ob meine Hörbehinderung angeboren ist. Ich kam acht Wochen zu früh auf die Welt. Damals gab es die ganze Technik noch nicht. Erst als ich sieben Jahre alt war, hat man meine Schwerhörigkeit festgestellt. Dann sind wir von Arzt zu Arzt gerannt. Ich musste nach Halberstadt in die Sonderschule. Danach habe ich in Leipzig meine Ausbildung zusammen mit anderen Schwerhörigen gemacht. So habe ich die Gebärdensprache gelernt. Darüber habe ich auch viele Bekannte und Freunde gefunden. Die waren damals in der ganzen DDR verstreut und teilweise auch in Westdeutschland. Wir sind alle gut vernetzt.
Ich habe gute Hörgeräte, die ich anteilig selbst bezahlen muss. Es sind nicht die Kassengeräte, bei denen man nichts versteht. Ich bekomme leider kein Gehörlosengeld, weil ich ‚nur‘ schwerhörig bin. Ich habe ca. 2000 Euro zugezahlt. Die Hörgeräte, die ich davor hatte, waren echt gut, aber die haben nicht lange gehalten. Und jetzt wollte ich ein Hörgerät, das mit Smartphone steuerbar ist. Ich habe eine App für mein Hörgerät. Damit kann ich auch schauen, wann die Batterie alle ist. Und es ist eine Spule drin, damit ich ins Kino gehen kann. Dann kann ich mit dem Smartphone auf Hörschleife stellen. Aber es gibt nicht viele Kinos, wo das geht. Bei deutschen Filmen brauche ich die Schleife nicht unbedingt. Aber wenn es synchronisierte Filme sind, dann brauche ich sie, denn ich lese von den Lippen ab.
Insgesamt gehe ich jetzt mit meiner Hörbehinderung viel selbstbewusster um. Früher als Schülerin hatte ich die Hörgeräte in der Tasche, sobald ich aus der Schule raus war. Aber das mache ich jetzt nicht mehr. Damals waren die Hörgeräte natürlich auch viel größer als heute. Die Technik ist jetzt viel weiter vorangeschritten. Dieser Fortschritt ist toll, wenn es nur nicht so teuer wäre.
Mein Name ist Ines Janeck. Ich bin 46 Jahre alt, komme aus Sachsen-Anhalt und wohne hier in Leipzig. Ich habe zwei Kinder und bin verheiratet. Ich arbeite als Heilerziehungspflegerin im Schichtdienst bei der Diakonie im Bereich Behindertenhilfe.
Es war nicht immer einfach aufgrund meiner Hörbehinderung und der zwei Kinder einen Beruf zu finden, der auch Spaß macht. Früher hatte ich Jobs, wo ich gemobbt wurde oder sehr unzufrieden war. Gemobbt wurde ich aufgrund meiner Behinderung. Ich habe deshalb oft die Arbeitsstellen gewechselt. Vor der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin (HEP) war ich Industriekauffrau und habe in Magdeburg gearbeitet. Das waren aber nicht ganz zwei Jahre. Im Gehörlosenverband, bei dem ich in der Lohnbuchhaltung arbeitete, kam die Idee, nach Leipzig zu gehen und die HEP Ausbildung zu absolvieren.
Damals hatte ich schon Kontakt zu Menschen mit Hörbeeinträchtigungen, weil es mich ja selbst betraf. Immer mehr wuchs der Anreiz, mit Gehörlosen oder Hörgeschädigten zu arbeiten. Schließlich habe ich die Ausbildung angefangen und bin nach Leipzig gezogen. Ich gab meine 2-Raum-Wohnung und mein geregeltes Einkommen auf. Mit 24 habe ich also noch einmal angefangen, die Schulbank zu drücken.
Erst sah es auch gut aus. Nach der Ausbildung habe ich beim Berufsbildungswerk angefangen, was ja auch mein Plan war. Das war aber leider nur befristet. Dann hatte ich einen guten Job in Günthersdorf, der war aber auch nur befristet. Dann hieß es, dass ich nicht im Schichtdienst arbeiten kann, weil ich eine Behinderung habe.
Wir wissen nicht genau, ob meine Hörbehinderung angeboren ist. Ich kam acht Wochen zu früh auf die Welt. Damals gab es die ganze Technik noch nicht. Erst als ich sieben Jahre alt war, hat man meine Schwerhörigkeit festgestellt. Die Erzieherin ist drauf gekommen, und dann sind wir von Arzt zu Arzt gerannt. Es war auch nicht viel Geld da, deshalb habe ich nur ein Hörgerät bekommen. Ich musste dann nach Halberstadt in die Sonderschule. Danach habe ich in Leipzig meine Ausbildung zusammen mit anderen Schwerhörigen gemacht. So habe ich die Gebärdensprache gelernt. Darüber habe ich auch viele Bekannte und Freunde gefunden. Die waren damals in der ganzen DDR verstreut und teilweise auch in Westdeutschland. Wir sind alle gut vernetzt.
Ich habe gute Hörgeräte, die ich anteilig selber bezahlen muss. Es sind nicht die Kassengeräte, bei denen man nichts versteht. Ich bekomme ja kein Gehörlosengeld, ich bin ja ‚nur‘ schwerhörig. Ich habe ca. 2000 € zugezahlt. Die Hörgeräte, die ich davor hatte, waren echt gut, aber die haben nicht lange gehalten. Und jetzt wollte ich ein Hörgerät, das mit Smartphone steuerbar ist. Es hat eine Spule drin, damit ich ins Kino gehen kann. Dann kann ich mit dem Smartphone auf Hörschleife stellen. Aber es gibt nicht viele Kinos, wo das geht.
Ich war letztens im „Anker Leipzig e.V.“ zum Konzert, das Gebäude haben sie neu gemacht. Ich wollte meine Spule ausprobieren, aber es gibt keine Hörschleife dort. Das Gebäude wurde für viele Millionen Euro umgebaut, aber daran wurde nicht gedacht. Ich gehe, wenn ich ins Kino will, in den Regina-Palast in Leipzig, weil ich dort weiß, dass es eine Hörschleife gibt. Bei deutschen Filmen ist es in Ordnung, dort brauche ich die Schleife nicht unbedingt. Aber wenn es synchronisierte Filme sind, dann brauche ich sie, denn ich lese von den Lippen ab.
Insgesamt gehe ich jetzt mit meiner Hörbehinderung viel selbstbewusster um. Früher als Schülerin hatte ich die Hörgeräte in der Tasche, sobald ich aus der Schule raus war. Aber das mache ich jetzt nicht mehr. Die Hörgeräte früher waren natürlich auch viel größer als heute. Die Technik ist jetzt viel weiter vorangeschritten. Neben der Smartphone-Steuerung habe ich auch noch ein anderes kleines Gerät, das ich aber selber bezahlen muss. Es ist gut für Besprechungen oder Meetings. Es ist ein kleines Mikro, das man dem Sprecher oder Vortragenden anklipsen kann. Dann geht das, was derjenige sagt, direkt ins Hörgerät. Das muss man auch nicht über das Handy steuern, sondern kann per Bluetooth alles direkt ins Hörgerät übertragen. Es klingt dann, als würde derjenige direkt neben mir sitzen. Ich benutze dieses Mikro zum Beispiel auch im Auto, wenn mein Sohn hinten sitzt und mit mir sprechen will. Ich habe mir noch Bluetooth-Kopfhörer geholt, damit höre ich jetzt wunderbar beim Fernsehgucken. Aber die Technik kostet natürlich viel Geld. Beim Fernsehen ist ja leider noch nicht alles untertitelt, darum kämpfen wir ja auch schon jahrelang.
Ich habe eine App für mein Hörgerät. Damit kann ich auch schauen, wann die Batterie alle ist. Die ganzen Programme sind vom Akustiker eingestellt. Der technologische Fortschritt ist schon toll, wenn es nur nicht so teuer wäre. Ich bekomme zwar von der Krankenkasse einen Zuschuss, der auch höher ist als vor sechs Jahren, aber das reicht nicht. Was leider weggefallen ist, ist das Integrationsamt. Das ist sehr schade. Denn wenn man berufstätig war, ist das Integrationsamt gekommen und hat sich den Arbeitsplatz angeschaut und hat dann entsprechend Zuschüsse gewährt.
Seit sieben Jahren arbeite ich bei der Diakonie in der Behindertenhilfe. Dort werde ich auch nicht gemobbt, es ist wie eine große Familie. Aktuell habe ich meine Stelle gewechselt, weil ich körperlich nicht mehr so leistungsfähig bin. Ich habe früher in der Pflege gearbeitet, aber ich hatte starke Schmerzen vor allem im Rücken. Deshalb habe ich jetzt eine neue Stelle.
Meine Gebärdensprachkenntnisse nutze ich eher selten im Beruf. Bei meiner jetzigen Arbeit gebe ich aber zum Beispiel eine Inhouse-Schulung zum Thema Gebärdensprache. In der Pflege habe ich wenige gehörlose Menschen betreut, eher Menschen mit einer geistigen Behinderung. Ich habe aber immer versucht, die Menschen, die ich betreue, auch in kulturelle Aktivitäten einzubinden, z.B. Konzerte und Museen. Inklusion ist für mich selbstverständlich. Es müsste aber noch viel mehr gemacht werden. Es fehlt an allen Ecken und Enden.
Hallo!
Ich bin Ines Janeck aus Leipzig.
Ich arbeite als Heil-Erziehungs-Pflegerin bei der Diakonie.
Mein Bereich ist die Behinderten-Hilfe.
Wir sind dort wie eine große Familie.
Ich bin glücklich in meinem Job.
Früher war das nicht so.
Vor allem wegen meiner Hör-Behinderung.
Früher wurde ich im Job sogar gemobbt.
Oder ich war aus anderen Gründen sehr unzufrieden.
Deshalb habe ich oft die Arbeits-Stelle gewechselt.
Wir wissen nicht, ob meine Hör-Behinderung angeboren ist.
Ich kam 8 Wochen zu früh auf die Welt.
Damals gab es noch nicht so gute Möglichkeiten in der Medizin.
Erst mit 7 Jahren haben Ärzte meine Schwer-Hörigkeit festgestellt.
Danach sind meine Eltern mit mir von Arzt zu Arzt gerannt.
Ich musste in die Sonder-Schule.
Nach Halberstadt.
Danach habe ich in Leipzig eine Ausbildung gemacht.
Zusammen mit anderen Schwer-Hörigen.
So habe ich die Gebärden-Sprache gelernt.
Und so habe ich auch Freunde gefunden.
Die waren damals in der ganzen DDR verteilt.
Und teilweise auch in West-Deutschland.
Wir haben auch heute noch Kontakt miteinander.
Heute habe ich gute Hör-Geräte.
Einen Teil muss ich immer selbst bezahlen.
Weil ich gern gute Hör-Geräte will.
Und keine Kassen-Geräte.
Bei denen versteht man nämlich nichts.
Ich bekomme leider kein Gehörlosen-Geld.
Denn ich bin nur schwer-hörig.
Ich habe ungefähr 2.000 Euro selbst bezahlt.
Meine alten Hör-Geräte waren auch gut.
Aber leider haben die nicht lange gehalten.
Und jetzt wollte ich ein besonderes Hör-Gerät.
Ich kann mein Hör-Gerät nämlich vom Handy aus steuern.
Ich habe eine App für mein Hör-Gerät.
Die zeigt mir an, wann die Batterie leer ist.
Und wenn ich ins Kino gehe:
Dann kann ich über die App alles hören.
Leider gibt es nicht viele Kinos, wo das geht.
Bei deutschen Filmen brauche ich die App nicht unbedingt.
Da kann ich von den Lippen ablesen.
Aber bei fremd-sprachigen Filmen hilft mir die App.
Insgesamt gehe ich jetzt mit meiner Hör-Behinderung viel selbst-bewusster um.
Früher habe ich die Hör-Geräte oft nicht getragen.
Weil ich mich geschämt habe.
Damals waren die Hör-Geräte auch viel größer als heute.
Die Technik ist jetzt viel weiter.
Dieser Fortschritt ist toll.
Aber leider ist die Technik sehr teuer.
Das Gespräch war am 14. Mai 2019.