Portrait von Ursula Seubert, Paul Berthold und Yvonne Krüger

MELiSSE

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Portrait von Ursula Seubert, Paul Berthold und Yvonne Krüger

Ursula Seubert, Paul Berthold und Yvonne Krüger

    MELiSSE

    Stichworte

    Alle Portraits
    Grundbedürfnis Sexualität
    Privatsphäre
    Sexualität und Behinderung
    Umfeld als Hindernis

    Menschen mit sogenannter Behinderung werden nicht als sexuelle Wesen wahrgenommen. Sex macht normal.

    Wenn man Menschen mit sogenannten Behinderungen als sexuelle Wesen wahrnimmt, dann ist der Schritt zur Inklusion auch wieder kleiner.

    Die größten Hindernisse im Bereich Sexualität sind einfach die Fachkräfte, Trägerstrukturen und natürlich auch die Angehörigen.

      Yvonne: MELiSSE heißt „MEine Liebe und Selbstbetimmte SExualität“.

      Paul: Wir sind prinzipiell der Meinung, dass Menschen mit sogenannter Behinderung nicht als sexuelle Wesen wahrgenommen werden. Sie wurden meist in a-sexuellen Umfeldern sozialisiert. So dass wir ihnen durch sexuelle Bildung erst einmal den Zugang zur sexuellen Mitte der Gesellschaft bereiten müssen, damit sie dann auch in Austausch treten können. Wir sind der Meinung, dass verschiedene Bedürfnisse und Kompetenzen bestehen und die wollen wir aufgreifen und weiterentwickeln. In einfachen Worten gesagt, sind wir der Meinung: „Sex macht normal“. Wenn man Menschen mit sogenannten Behinderungen als sexuelle Wesen wahrnimmt, dann ist der Schritt zur Inklusion auch wieder kleiner.

      Menschen mit sogenannten Behinderungen dürfen essen. Menschen mit sogenannten Behinderungen dürfen schlafen. Das sind Grundbedürfnisse. Aber Menschen mit sogenannten Behinderungen dürfen keinen Sex haben, was aber auch ein Grundbedürfnis ist. Das können wir nicht akzeptieren. Wir sind der Meinung, wenn man die Maslowsche Bedürfnispyramide nimmt, dann müssen die Grundbedürfnisse befriedigt werden. Erst dann können alle anderen darauf aufbauenden Bedürfnisse bzw. Sozialkompetenzen gelebt werden. Deswegen finden wir Sexualität, Liebe und Partnerschaft als Thema extrem wichtig. Wir fragen uns, warum das Thema noch nicht eher auf den Tisch gekommen ist. Es wird versucht, Menschen mit sogenannten Behinderungen in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Schule zu inkludieren. Aber bei Sexualität ist das bisher absolut nicht möglich.

      Frau Seubert: Für mich ist das auch eine zentrale Facette der Inklusion, die ja genau einen anderen Ansatz hat, als die Integration. Unser Ansatz in unserem Projekt sagt: Wir nehmen ein Grundbedürfnis wie die Sexualität, welches bisher keine Rolle spielte. Bei ‚normalen Menschen‘ wird Sexualität im Privaten gelebt. Wenn du aber weitestgehend institutionalisiert lebst, wo ist dann deine Privatsphäre?

      Paul: Die größten Hindernisse im Bereich Sexualität sind einfach die Fachkräfte, Trägerstrukturen und natürlich auch die Angehörigen.

      Interview geführt am: 03. September 2019

      Hallo!

      Wir sind MELiSSE aus Dresden.

      MELiSSE heißt:

      Meine Liebe und Selbst-bestimmte Sexualität.

      Was ist MELiSSE?

      MELiSSE ist ein Angebot.

      Wir bieten Beratungs-Gespräche an.

      Und wir organisieren Veranstaltungen.

      Für Menschen mit und ohne Behinderung.

      Es geht um Liebe und Sexualität.

      Und um alles, was damit zusammen-hängt.

      Paul Berthold:

      Die Gesellschaft nimmt Menschen mit Behinderung nicht als sexuelle Wesen wahr.

      Menschen mit Behinderung wachsen ohne das Thema Sexualität auf.

      Niemand spricht mit ihnen über Sexualität.

      Menschen mit Behinderung dürfen essen.

      Menschen mit Behinderung dürfen schlafen.

      Das sind Grund-Bedürfnisse.

      Aber Menschen mit Behinderung dürfen keinen Sex haben.

      Doch auch Sex ist ein Grund-Bedürfnis.

      Wir von MELiSSE sind der Meinung:

      Alle Grund-Bedürfnisse müssen befriedigt werden.

      Erst dann kann man sich um die anderen Bedürfnisse kümmern.

      Wie zum Beispiel Schule, Arbeit, Wohnen.

      Wir von MELiSSE denken außerdem:

      Wenn man Menschen mit Behinderung als sexuelle Wesen wahrnimmt:

      Dann ist ein Schritt zur Inklusion getan.

      Ursula Seubert:

      Eine wichtige Frage ist:

      Wie können Menschen mit Behinderung ihre Sexualität ausleben?

      Bei Menschen ohne Behinderung wird Sexualität im Privaten gelebt.

      Zum Beispiel zu Hause mit dem Partner.

      Menschen mit Behinderung leben oft in Einrichtungen.

      Wohin können sie sich zurück-ziehen?

      Paul Berthold:

      Genau.

      Deshalb sind die größten Hindernisse im Bereich Sexualität die Einrichtungen.

      Und auch die Angehörigen.

      Das Gespräch war am 3. September 2019.

      MELiSSE

      Kurztext in Gebärdensprache (das Video besitzt keinen Ton und keinen Untertitel):

      MELiSSE

      Bildbeschreibung und Einsprache des Kurztextes:

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      Portrait - MELiSSE aus Dresden
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