Kristina aus Bautzen
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Ich weiß gar nicht, ob ich/ wir hier richtig sind bei den „Gesichtern der Inklusion“. Inzwischen sind wir eher „Gesichter der Exklusion“, ab nächstem Schuljahr auch noch selbstgewählt.
Am Ende war für uns ausschlaggebend, dass wir unser Kind für keine weiteren Experimente mehr zur Verfügung stellen wollten.
Es tut gut, willkommen zu sein.
Auszug aus einem Interview mit Kristina S. aus der Region Bautzen. Das Interview wurde am 20. August 2019 geführt.
Ich weiß gar nicht, ob wir hier richtig sind bei den „Gesichtern der Inklusion“. Inzwischen sind wir eher „Gesichter der Exklusion“, ab nächstem Schuljahr auch noch selbstgewählt.
2007 kam unser erstes Kind Patrick auf die Welt. 2009 folgte Tobias, der unser Leben komplett auf den Kopf stellte. Kurz nach der Geburt sagte die Ärztin uns, sie hätte den Verdacht, dass Tobias das Down-Syndrom hätte. Wir wussten es vorher nicht.
Tobias ging in unseren Kindergarten hier im Ort. Irgendwann in der Kindergartenzeit ging es dann um die Schulfrage. Bei der Schuluntersuchung sprachen wir über Inklusion und wie toll das wäre. Im Laufe des Gespräches sagte uns die untersuchende Amtsärztin dann zweimal, dass glücklicherweise nicht mehr so viele Kinder mit Down-Syndrom geboren wurden. Wir waren schockiert!
Nach langem Hin und Her haben wir es geschafft, dass Tobias mit einigen Kindern seiner Kindergruppe hier in der Nähe in eine freie christliche Schule gehen durfte. Das Kollegium war, wie uns berichtet wurde, komplett gegen uns. Aber der Vorstandsvorsitzende entschied, Tobias dürfe kommen, wenn er eine hundertprozentige Schulbegleitung hätte. Das Amt wollte keine 100 % Schulbegleitung bezahlen. Aber ohne diese Zusage wäre unser Schulvertrag hinfällig gewesen. Also ging es noch in den Sommerferien 2016 ins Eilverfahren vor Gericht. Das erste Jahr war enorm schwierig für alle. Tobias‘ Klassenlehrerin, so hatten wir das Gefühl, wollte mit ihm nichts zu tun haben. Die ganze Arbeit hing an der Begleitung, die auch in der Klasse aus verschiedenen Gründen viel übernehmen musste.
Angekommen in der 4. Klasse stand ein Schulwechsel an. Aber wohin nur? Am Ende war uns klar, dass eine weitere Beschulung in einer ‚normalen‘ Schule nur ein weiteres Experiment sein würde. Niemand hat Erfahrung. Die Schule wäre wohnortfern. Wie kommt er hin? Wie reagieren die neuen Kinder, die ihn nicht kennen und nicht auf ihn vorbereitet sind? Wird die Schulbegleitung genehmigt? Am Ende war für uns ausschlaggebend, dass wir unser Kind für keine weiteren Experimente mehr zur Verfügung stellen wollten. Durch unsere Entscheidung gegen ein weiteres ‚einzel-inklusives‘ Experiment haben wir aber auch etwas gewonnen. Es tut gut, willkommen zu sein.
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Hallo!
Ich bin Kristina S. aus der Region Bautzen.
Ich frage mich:
Sind wir hier richtig?
Bei den Gesichtern der Inklusion?
Wir sind eher Gesichter der Exklusion.
Was ich damit meine?
Ich erzähle mal von Anfang an:
Im Jahr 2007 ist unser erstes Kind zur Welt gekommen.
Er heißt Patrick.
Im Jahr 2009 ist unser zweites Kind zur Welt gekommen.
Er heißt Tobias.
Tobias hat unser Leben komplett verändert.
Kurz nach der Geburt hat eine Ärztin festgestellt:
Tobias hat das Down-Syndrom.
Tobias ist in den Kinder-Garten hier im Ort gegangen.
Dann mussten wir überlegen:
In welche Schule kommt Tobias?
Bei der Schul-Untersuchung haben wir über Inklusion gesprochen.
Ich wollte:
Tobias geht zusammen mit Kindern ohne Behinderung zur Schule.
Die Ärztin von der Schul-Untersuchung hat gesagt:
Zum Glück werden heute weniger Kinder mit Down-Syndrom geboren.
Wir waren schockiert!
Tobias ist dann tatsächlich zusammen mit Kindern ohne Behinderung in die Schule gekommen.
Die Kinder waren schon zusammen mit Tobias im Kinder-Garten.
Die Schule ist eine freie christliche Schule.
Wir haben erfahren:
Die Lehrerinnen und Lehrer wollen nicht, dass Tobias die Schule besucht.
Sie wollen kein Kind mit Down-Syndrom.
Dann hat die Schule entschieden:
Tobias braucht eine Schul-Begleitung.
Rund um die Uhr.
Nur dann darf er die Schule besuchen.
Das Amt wollte die Schul-Begleitung aber nicht komplett bezahlen.
Und so mussten wir vor Gericht klagen.
Schließlich ist Tobias in die Schule gekommen.
Wir hatten das Gefühl:
Die Klassen-Lehrerin von Tobias wollte mit ihm nichts zu tun haben.
Und so hat Tobias nur zusammen mit der Schul-Begleitung gelernt.
In der 4. Klasse mussten wir wieder überlegen:
In welche Schule kommt Tobias?
Für uns war klar:
Wir wollen nicht wieder eine normale Schule für Tobias.
Es gibt zu viele Nachteile für uns.
Niemand hat Erfahrung.
Die Schule ist weit weg.
Bekommt er eine Schul-Begleitung?
Nehmen ihn die anderen Kinder an?
Wir sind jetzt zufrieden mit unserer Entscheidung:
Tobias kommt auf eine Förder-Schule.
Endlich werden wir willkommen sein.
Das Gespräch war am 20. August 2019.